Hallo liebe Leser! Wie gestern angekündigt, wird sich der Charakter der Berichte während meines Hüttenaufenthaltes ein wenig ändern. Statt detaillierter Tagesbeschreibungen möchte ich versuchen, euch jeden Tag einen kleinen Aspekt meines Winterpardieses hier in Lappland näher zu bringen. Los gehen soll es mit dem Wanderweg, der mich von nun an jeden Tag begleiten wird. Viel Spaß!
Bevor ich nach Tankavaara kam, habe ich mich gefragt, ob es dort überhaupt möglich sein wird, längere Spaziergänge durch die Winterlandschaft zu unternehmen. Mittlerweile weiß ich ja, dass das Querfeldeingehen bei einem halben Meter Schnee und mehr keine kluge Idee ist. Als Spaziergänger ist man entsprechend auf geräumte Wege, Schneemobil-Trassen oder wenigstens Langlauf-Loipen angewiesen. Aber würde es hier in der Einöde so etwas geben? Hier wohnt doch kein Mensch!
Zu meiner großen Freude wurden mir gleich beim Check-in alle Befürchtungen genommen. Es gibt hier nämlich einen 7 km langen Rundweg, der auch mit normalen Wanderschuhen zu begehen ist – den Aurora-Trail. Alles darüber hinaus würde Schneeschuhe erfordern (die man sich hier übrigens leihen kann, dazu aber an anderer Stelle mehr). Das heißt aber noch lange nicht, dass man sich besagten Trail als geräumten Weg vorstellen muss. Es ist eher so, dass die Schneedecke auf dem Pfad „nur“ 90 cm beträgt, während sie drum herum einen Meter hoch ist. Dies hängt mit einer mir noch rätselhaften Art des Planierens zusammen, die dafür sorgt, dass man einen einigermaßen festen Stand hat und nur etwa knöcheltief in den Schnee einsinkt.
Ich habe den Aurora-Trail jedenfalls als meine neue Hausstrecke auserkoren, die ich von nun an jeden Tag einmal, am Ende meines Aufenthaltes vielleicht auch zweimal gehen will. Letzters wäre schon eine gewisse Herausforderung, denn das Waten im Tiefschnee ist eine recht beschwerlich Art der Fortbewegung, wodurch die Strecke mindestens doppelt so lang wirkt. Trotzdem: Es ist einfach herrlich diese Runde zu gehen! Hat man das Westerndorf hinter sich gelassen, taucht man in eine komplett andere Welt ein, bestehend aus nichts als Schnee, Weite und Stille. In der Folge habe ich eine kleine Auswahl an Fotos zusammengstellt, anhand derer ihr euch selbst einen Eindruck verschaffen könnt. Zauberhaft, oder? (Ach so: Bei meinem ersten Gang wurde die Stille zweimal kurz durch die Hundeschlitten-Safari unterbrochen, die hier jeden Donnerstag auf dem Programm steht.)
Nach so einem anstrengenden Gang ist man natürlich hungrig. Daher geht es meistens direkt anschließend in die Küche, wo ich mir aus meinen Mitbringseln und mit Hilfe der nicht gerade luxeriösen Küchenausstattung versuche ein halbwegs schmack- und nahrhaftes Mahl zu bereiten. Wenn man dann den Tag am prasselnden Kaminfeuer ausklingen lässt, muss ich sagen: Ich habe es nicht schlecht erwischt hier!