Hallo und herzlich willkommen zu Tag 24! Heute habe ich meine kleine, niedliche Hütte im einsamen Norden Finnlands bezogen. Zuvor stand allerdings noch eine etwa dreistündige Busfahrt von Rovaniemi an, auf der ich einen schönen Eindruck von der landestypischen Natur bekam: Wald, Wald, Wald und nochmals Wald. Als ich schließlich schwer bepackt aus dem Bus stolperte war ich sicher: Hier habe ich mein kleines Winterparadies gefunden! Aber am besten schaut ihr einfach selbst, dabei wünsche ich wie immer: Viel Vergnügen!
Heutige Route:
Rovaniemi – (Bus) – Tankavaara
Gefahrene Kilometer:
231 (total: 10.251)
Da ich gestern den Großteil meines Einkaufes für die Hüttenwoche erledigt hatte, konnte ich es heute morgen ruhig angehen lassen. Nach dem Frühstück machte ich noch ein paar kleine Ergänzungskäufe, unter anderem ein Sechserträger vom günstigsten finnischen Bier was ich auftreiben konnte. Dann ging es ans Packen, was unter dem Motto stand: Wie soll ich das bloß alles mitkriegen?! Am Ende bekam ich alles in zwei große Papiertüten und fand mich – Rucksack hinten, Rucksack vorne, Tüte links und Tüte rechts – pünktlich um 11 Uhr beim Check-out wieder, für den ich die Schlüsselkarten wie verlangt in den Briefkasten warf. Ich hatte nun eine Dreiviertelstunde Zeit, um die 800 Meter bis zum Busbahnhof zurückzulegen. Derart bepackt, mit kiloschweren Gewichten in allen Himmelsrichtungen, war das ein ziemlicher Kraftakt! Ich biss die Zähne zusammen und schaffte er gerade so ohne Absetzen.
Am Busbahnhof wartete bereits der Bus, der von Rovaniemi über Ivalo am Inarisee bis in das norwegische Sami-Dorf Karasjok fuhr. Meine Fahrt sollte aber schon nach etwas über 200 km im ehemaligen Goldgräber-Dorf Tankavaara enden. Leider kam ich diesmal mit meinem Studentenausweis nicht durch (mit dem Interrail-Ticket schon gar nicht) und musste den vollen Fahrpreis von stolzen 43 EUR bezahlen. Wie alle anderen Busse, die ich bislang in Lappland gesehen habe, diente auch dieser neben der Personenbeförderung dem regen Warenaustausch. So wurden allerhand Pakete und Sperrgut in den Gepäckraum des Busses geladen. Überhaupt sind die Busse hier oben die Lebensader schlechthin. Wer mehr darüber erfahren möchte, dem lege ich diesen Artikel aus der Süddeutschen ans Herz, der mich damals unter anderem dazu inspiriert hatte, eine Reise ins winterliche Lappland zu unternehmen.
Der Bus war gut ausgelastet und es waren überraschend viele Touristen an Bord, natürlich zum Großteil wieder die omnipräsenten Franzosen. Was zum Teufel machen die bloß alle hier?! Nachfolgend einige Impressionen der Busfahrt. Direkt nachdem wir die Stadtgrenzen von Rovaniemi verlassen hatten, wurde die Landschaft wieder ganz zauberhaft und sehr winterlich. Nach etwa 10 km Fahrt passierten wir das beeindruckend große und leicht absurde Weihnachtsmann-Dorf, was ich mit zwei flüchtigen Schnappschüssen verewigte. Danach folgte nur noch einsame Wildnis und hier und da konnte man ein Rentier am Straßenrand entdecken.
Nach etwa dreistündiger Fahrt setzte mich der Bus irgendwo im nirgendwo ab. Wenn es mein Ziel war, eine Woche in der Abgeschiedenheit zu verbringen: Hier würde ich sie bekommen! Entfernung zum nächsten Supermarkt: 30 km. Ich ging dann den Weg hinunter zum Tankavaara Gold Village, einer etwas wilden Mischung aus Westerndorf, Campingplatz, Goldgräbermuseeum und Restaurantbetrieb.
Nach dem Check-in bei dem freundlichen Mitarbeiter im Restaurant, der hier Mädchen für alles zu sein scheint, machte ich mich auf zu meinem Heim für die nächste Woche. Und was soll ich sagen – ein superniedliches kleines Hüttchen mit allem was man zum Leben braucht! Als da wären: Drei Betten, Tisch, ein paar Regalbretter, eine elektrische Heizung, Licht und reichlich Steckdosen. Das absolut coolste aber ist der Kamin, welcher samt einer kleinen Ration Feuerholz darauf wartete, benutzt zu werden! Aber am besten seht ihr einfach selbst:
Nachdem ich meine Sachen ausgepackt und mich häuslich eingerichtet hatte, machte ich mich auf zu einer ersten Erkundungstour durch das „Dorf“. Erster Eindruck: Wow, liegt hier viel Schnee! Links und rechts der freigefrästen Wege zu den einzelnen Gebäuden türmen sich zwei bestimmt hüfthohe Wände. Nachfolgend ein paar Impressionen der Anlagen, welche sich zum Großteil im Winterschlaf befinden. Abseits der Sommersaison läuft der Betrieb hier offenbar eher auf Sparflamme und ich habe in den ersten Stunden überhaupt keinen weiteren Bewohner zu Gesicht bekommen. Halt – das stimmt gar nicht! Es gibt hier nämlich ein kleines Freigehege, in dem ein schüchternes Rentierpärchen wohnt, nennen wir sie Rudolf und Ruldolfine.
Später machte ich mich dann mit den sanitären Anlagen und der Gemeinschaftsküche vertraut. Diese sind von der Ausstattung her okay, aber relativ klein dimensioniert. Wenn hier im Sommer volles Haus ist, wird das sicherlich sehr eng! Nachdem ich den kühlplichtigen Teil meiner Verpflegung in den Kühlschrank einsortiert hatte, fasste ich den Entschluss, heute zum Einstand einmal das Restaurant aufzusuchen. Vielleicht würde ich hier ja doch noch den ein oder anderen Mitbewohner kennenlernen und etwas mehr über die örtlichen Gepflogenheiten erfahren. Außerdem ist das Restaurant der einzige Ort an dem es WLAN gibt (darüber beschwere ich mich nicht, ich wollte ja schließlich Abgeschiedenheit). Zu Essen gab es wieder einen Rentier-Burger, der schmackhaft war und diesmal durch reichlich Beilage auch sättigend. Vorher versicherte mir der Mitarbeiter noch, dass Rudolf und Ruldolfine reine Haustiere sind und nicht zur Burgerproduktion dienen, so dass mein Gewissen einigermaßen beruhigt war.
Anschließend daddelte ich noch ein wenig am Laptop herum und ging gegen halb zehn in meine Hütte zurück, wo ich den Abend mit einem schneegekühlten Bier ausklingen ließ. Damit sage ich für heute: Tschüss und bis bald aus Nordfinnland!
P.S.: Wie es mit dem Blog in der kommenden Woche weitergeht, weiß ich noch nicht genau. Zum einen macht es der Mangel an Internet kompliziert, zum anderen wird sich vermutlich gar nicht so viel Berichtenswertes ereignen, schließlich soll die Hüttenepisode nach dreieinhalb Wochen ständiger Aktion hauptsächlich der Entspannung und Ruhe dienen. Vielleicht stelle ich jeden Tag ein kleines Detail aus meiner Umgebung vor, mal sehen…