Tag 15: Von Holmen, Häuschen und Hotelfreuden

Hallo und willkommen zum neuesten Reisebericht! Tag 15 – das heißt, die dritte Woche meiner kleinen Reise ist schon angebrochen. Wie die Zeit vergeht! Heute stand die Besichtigung von Stockholm auf dem Programm. Ich latschte viele Kilometer kreuz und quer über einige der 14 Inseln der Stadt und konnte viel Sehenswertes entdecken. Am Ende des Tages gab es noch ein kleines Sportprogramm sowie eine angenehme Überraschung beim Umzug in eine neue Unterkunft. Viel Spaß beim Lesen und Anschauen!

Heutige Route:
(Stockholm)

Gefahrene Kilometer:
keine (total: 7.128)

Als ich gegen Mitternacht in die Kabine zurückkehrte, lagen meine Mitbewohner nun allesamt in ihren Kojen. Neben Brian waren da noch zwei deutschsprachige Mädels (vermutlich aus Österreich), sowie ein Asiate. Letzterer entpuppte sich als leidenschaftlicher Schnarcher, so dass für reichhaltiges akustisches Unterhaltungsprogramm gesorgt war. Dies störte mich aber nicht weiter, denn ich war müde genug, um direkt in einen tiefen Schlaf zu fallen.

Am nächsten morgen stand ich gegen sieben als erster auf und verzog mich Richtung Gästeküche zum Frühstück. Diese lag nicht auf dem Schiff, sondern in einem angrenzendem Gebüde, in dem auch die Rezeption und weitere Zimmer untergebracht waren. Auf Deck erwartete mich ein tiefblauer Himmel, der einen weiteren Tag mit herrlichem Wetter ankündigte.

Tag 15: Guten Morgen auf dem Schiff
Tag 15: Guten Morgen auf dem Schiff

Beim Frühstück ließ ich es ruhig angehen und kümmerte mich nebenbei noch um den Blogeintrag von gestern. Außerdem versuchte ich ein technisches Problem mit den Verlinkungen zu lösen, was sich allerdings als recht widerspännstig erwies. Irgendwann gab ich leicht entnervt auf, ich wollte ja noch was vom Tag haben. Gegen 10­ Uhr stand ich schließlich mit Sack und Pack zum Check-out an der Rezeption und lagerte bis auf weiteres meinen Rucksack dort ein. Ich machte mich auf dem Weg zur Altstadt und kam dabei bereits an einigen Sehenswürdigkeiten vorbei, unter anderem dem Reichstag und dem königlichen Schloss, welches von tapferen Wachposten verteidigt wurde.

Tag 15: Auf dem Weg in die AltstadtTag 15: Auf dem Weg in die Altstadt Tag 15: Auf dem Weg in die Altstadt Tag 15: Auf dem Weg in die Altstadt

In der Altstadt angekommen – von den Schweden Gamla stan genannt – war ich total überrascht: Ein solches Ausmaß und eine solche Pracht an historischer Bausubstanz, welche kontinentaleuropäischen Kapitalen wie Budapest oder Prag in nichts nachsteht, hatte ich in Skandinavien nicht erwartet. Ich schlenderte durch die teils verwinkelten Gassen, welche neben Restaurants und Cafés in Wesentlichen von Souvenir-Geschäften geprägt waren. Neben Zlatan-Trikots, Trollfiguren und sonstigem Folklore-Kitsch gab es aber auch Original-Dalarnapferdchen zu kaufen, welche alle in der Gegend von „meinem“ geliebten Mora mit der Hand aus Kiefernholz geschnitzt und aufwendig  bemalt werden, so dass jedes von ihnen ein Unikat ist. Später kam auch noch an einer Anlegestelle vorbei, von dem kleine Fähren zu den verschiedenen Stockholmer Inselns starten, sowie der Deutschen Kirche, in der bis heute die Messen in deutscher Sprache gelesen werden.

Tag 15: In Gamla stan Tag 15: In Gamla stan Tag 15: In Gamla stan Tag 15: In Gamla stan Tag 15: In Gamla stan Tag 15: In Gamla stan Tag 15: In Gamla stan Tag 15: In Gamla stan Tag 15: In Gamla stan

Als nächstes schaute ich mir nochmal das imposante Schloss inklusive der Innenhöfe genauer an. Weitere Stationen waren das Riddarhuset und die Riddarholmenskyrkan. Gegen Mittag stand ich dann einige Zeit an der Brücke zur nächsten Insel Södermalm am Wasser und genoss die Sonne. Mit etwas über null Grad war es zwar deutlich wärmer als zuvor in Östersund und Mora, durch den Wind fühlte es sich aber viel unangenehmer an und ich habe gefroren wir bislang noch überhaupt nicht auf dieser Reise! Das zeigte mir mal wieder, dass für das subjektive Kälteempfinden die absolute Temperatur nur ein Faktor und vielen ist.

Tag 15: Am Schloss und ans Wasser Tag 15: Am Schloss und ans Wasser Tag 15: Am Schloss und ans Wasser Tag 15: Am Schloss und ans Wasser Tag 15: Am Schloss und ans Wasser

Auf dem Wasser war teilweise noch ein dünne Eisdecke, welche im Zusammenspiel mit dem herrlich blaueb Himmel ein paar hübsche Spiegeleien ergabe. Während ich so vor mich hin knipste, kam ich mit einem älteren Herren ins Gepräch. Als ich erzählte, dass ich gestern noch in Mora auf gefühlt meterdicken Eis spaziert bin, wurde er hellhörig, handelte es sich doch um seine alte Heimatregion. Er berichtete mir von seinem Ferienhäuschen dort, von dem aus er im Sommer ausgedehnte Motorradtouren unternimmt. Im Gegensatz zu ihm hätten viele Schweden heute aber keine Lust mehr, Zeit und Geld in den Unterhalt solcher Häuser zu stecken, darum stünden eine Menge zu Spottpreisen zum Verkauf. In der Region Småland heispielsweise könne man schon für 100.000 SEK (etwa 11.000 EUR) ein einfaches Halozhaus im Grünen samt Garten erwerben, in Dalarna sei man mit 150.000 SEK dabei. Natürlich müsse an den Häusern – die meisten aus den 1920er- und 1930er-Jahren – einiges gemacht werden, aber das gehört ja auch irgendwie dazu. Wow, ich hätte nicht gedacht, dass man im sonst so teuren Schweden so günstig an ein eigenes kleines Heim kommt. Ein Ferienhaus in Dalarna? Klingt nach einem neuen Lebenstraum! 🙂

Außerdem gehörte der Herr zu den ganz wenigen Leuten, die ich im Ausland traf, die Oldeburg nicht nur kannten, sondern schon selbst bereist und für sehenswert befunden hatten. So fachsimpelten wir noch einige Zeit über Norddeutschland, das Plattdeutsche, sowie die Gemeinsamkeiten und Unterschiede der deutschen und der schwedischen Sprache, ehe wir uns irgendwann verabschiedeten – schließlich wurde es vom Herumstehen am offenen Wasser nicht gerade wärmer!

Tag 15: Spiegelungen am Eis Tag 15: Spiegelungen am Eis Tag 15: Spiegelungen am Eis Tag 15: Spiegelungen am Eis

Nach diesem wieder mal sehr anregenden Austausch mit der einheimischen Bevölkerung zog es mich nach Södermalm, oder kurz Söder. Das ehemalige Arbeiterviertel gilt heute als das angesagteste von Stockholm, was auch unmittelbar an der hohen Dichte an Galerien, Bio/Öko/Fair-Läden und Hipstern auf der Straße zu erkennen war. Langsam meldete sich der Hunger und so machte ich mich auf die Suche nach einem günstigens Dagens lunch, wie es in Schweden heißt. Fündig wurde ich schließlich in einem etwas abgeranzten Café wo ich – sagen wir mal – okaye Sphagetthi Bolognese aß. Nach dem inkludierten Kaffee zog ich weiter auf meinem Streifzug durch Stockholms Süden.

Tag 15: Auf Södermalm Tag 15: Auf Södermalm Tag 15: Auf Södermalm

Unterwegs kam ich an einer interessanten Aussichtsplattform vorbei. Das war genau nach meinem Geschmack, denn schließlich mag ich es sehr, Städte aus der Vogelperspektive zu betrachten. In der Tat hatte man von oben einen herrlichen Blick auf einige der markanten Bauten Stockholms, sowie die dicken Pötte im nahen Hafen. Während ich oben verweilte, legte gerade ein Kreuzfahrtschiff namens Cinderella an und würde sicherlich eine Menge zahlungskräftiger Touristen an Land spülen.

Tag 15: Auf der Aussichtsplattform Tag 15: Auf der Aussichtsplattform Tag 15: Auf der Aussichtsplattform Tag 15: Auf der Aussichtsplattform Tag 15: Auf der Aussichtsplattform Tag 15: Auf der Aussichtsplattform

Anschließend stromerte ich noch ein wenig durch das Szeneviertel SoFo, was sich von South of Folkungagatan ableitet. Hier, im Süden vom Süden, war es ganz unskandinavisch ziemlich quilig und wuselig, so dass es sich beinahe anfühlte wie in einem Kiez von Berlin. Auch das hätte ich so nicht erwartet, erst recht nicht nach dem, was ich von der anderen skandinavischen Hauptstadt Oslo in Erinnerung hatte.

Tag 15: Szeneviertel SoFo Tag 15: Szeneviertel SoFo Tag 15: Szeneviertel SoFo

Langsam zog es mich aber zurück in Richtung Zentrum, denn ich hatte ja noch einen „Bettenwechsel“ zu machen. Im Gegensatz zu Oslo habe ich meinen Aufenthalt nämlich diesmal auf zwei Unterkünfte verteilt. Zurück musste ich aber zurück zur af Chapman um meinen Rucksack zu holen. Ein Blick auf die Karte verriet allerdings, dass ich mich bereits etwa 5­ km von meinem gestrigen Schlafplatz entfernt hatte. Da ich keine Lust hatte, diese Strecke wieder zurück zu laufen, wollte ich es mal mit der U-Bahn probieren. Am Ticketautomaten dann der Schock: Ein Einzelticket sollte umgerechnet etwa 5 EUR kosten, ein Tagesticket fast 30… So hält man sicherlich keine Leute vom Autofahren ab, auch nicht im teuren Schweden! Ich kaufte mir dann einfach dreist ein Studententicket zu etwa 3,50 EUR ohne bei Altersbeschränkungen o.ä. näher hinzuschauen.

Tag 15: In der Tunnelbanan Tag 15: In der Tunnelbanan Tag 15: In der Tunnelbanan Tag 15: In der Tunnelbanan Tag 15: In der Tunnelbanan

Auf dem Weg vom der U-Bahnstation zum Schiff ging gerade die Sonne unter und ich machte noch ein paar Schnappschüsse. Nachdem ich meinen Rucksack abgeholt hatte, ging ich dann per pedes zu meiner neuen Unterkunft, welche in Bahnhofsnähe gelegen war. Dabei ging ich durch die lange Drottningsgattan, eine von Stockholm bekanntesten Einkaufsmeilen. Nach all den Jugendherbergen, Hostels und Zügen wollte ich heute mal wieder in einem Hotel nächtigen. Nach etwa 2 km Fußmarsch fand ich mich daher vor dem Unique Hotel wieder, in welchem ich auf booking.com ein unschlagbar günstiges Doppelzimmer für 360­ SEK erstehen konnte. Dies erwies sich als sehr gute Wahl, das Hotel war nämlich sehr liebevoll gestaltet und das Zimmer sehr geräumig und komfortabel ausgestattet. Nur auf ein privates Badezimmer musste man verzichten, aber das störte mich bei dem Preis nicht weiter.

Tag 15: Auf zum Bettenwechsel Tag 15: Auf zum Bettenwechsel Tag 15: Auf zum BettenwechselTag 15: Auf zum BettenwechselTag 15: Auf zum Bettenwechsel Tag 15: Auf zum Bettenwechsel Tag 15: Auf zum Bettenwechsel

Nachdem ich mich im Hotelzimmer ausgebreitet und kurz ausgeruht hatte, zog ich wieder los, und zwar auf die Insel Kungsholmen. Dort sollte nämlich das einzige brauchbare und bezahlbare Schwimmbad weit und breit liegen, das Kbadet. Nach der guten Erfahrung in Mora wollte ich es heute nämlich gleich wieder mit einer kleinen Schwimmeinheit probieren. Auch das erwies sich als gute Idee, das Schwimmbad war nämlich super und ich konnte wieder ein Studententicket erstehen – was mit 50 SEK aber allerdings immer noch alles andere als billig war. Sehr positiv an dem Bad fand ich, das es eine Unterteilung in Normal-, Kraul-, und Schnellbahnen gab, so dass es zu keinerlei Konflikten zwischen den unterschiedlichen Schwimmertypen kam.

Das Schwimmen hat wieder sehr gut getan und nach meinem Routine-Einkauf im Supermarkt ging ich frohen Mutes ins Hotel zurück. Dort fläzte ich mich erstmal ins Riesen-Bett, ließ mich vom Schweden-TV berieseln und daddelte am Laptop. Um halb elf raffte ich mich nochmal kurz auf, denn ich hatte auf dem Weg zum Schwimmbad eine gute Fotostelle entdeckt. Mit ein paar nächtlichen Aufnahmen von dort verabschiede ich mich für heute und sage: Bis morgen! (Oder besser gesagt übermorgen, denn wegen der  langen Nachtzugfahrt hoch zum Polarkreis werde ich die kommenden beiden Tage wohl wieder in einem Bereicht zusammenfassen.)

Tag 15: Nachtfoto-Ausbeute Tag 15: Nachtfoto-Ausbeute Tag 15: Nachtfoto-Ausbeute Tag 15: Nachtfoto-Ausbeute Tag 15: Nachtfoto-Ausbeute