Tag 21: Halbzeitstand aus Kiruna

Hallo und herzlich willkommen zu Tag 21! Heute war der erste von zwei „Bleibetagen“ in Kiruna, der größten Stadt Nordschwedens. Nach einer ausgedehnten Wanderung durch die Schneemassen verbrachte ich den Nachmittag im angenehm warmen Hallenbad. Als besonderes Highlight wartete dann am späten Abend das große Himmelstheater – im Gegensatz zu gestern diesmal beobachtet in der freien Natur mit dazu passender klirrender Kälte. Viel Spaß beim Anschauen, Lesen und Mitfrieren!

Heutige Route:
(Kiruna)

Gefahrene Kilometer:
keine (total: 9.406)

Halbzeit! Das heißt, ab sofort liegt der größere Teil dieser Reise bereits hinter mir. Es kommt mir vor, als wäre der regnerische Morgen, an dem ich in den Zug stieg, nicht vor drei Wochen, sondern vor mindestens drei Monaten gewesen – soviel habe ich schon erlebt! Und ich bin sehr gespannt, was da noch kommen wird… An dieser Stelle möchte ich mich ganz herzlich bei euch allen bedanken, die ihr fleißig meinen Blog lest und meine Beiträge kommentiert. Es macht mich sehr froh zu hören, dass euch die Reiseberichte interessieren und der ein oder andere Spaß daran hat, meinen Weg virtuell zu verfolgen!

Nun aber zurück zum aktuellen Tagesgeschehen. Wir befinden uns nach wie vor in Schwedisch-Lappland, und zwar in dessen größter Stadt: Kiruna. Die zugehörige Gemeinde hat übrigens ungefähr die Größe von Hessen – bei einer Einwohnerzahl von nur etwas über 20.000! Als ich heute morgen aus dem Fenster schaute, stellte ich fest, dass es die ganze Nacht geschneit hatte und auch weiterhin tat. So ist auf die sicherlich meterdicke Schneedecke nochmal eine gute Portion dazugekommen.

Tag 21: Spaziergang in Kiruna Tag 21: Spaziergang in Kiruna

Den Vormittag verbrachte ich mit einer Wanderung durch die Umgebung der Jugendherberge, welche von Langlaufloipen und Schneemobiltrassen durchzogen ist. Letztere sind durch rote Kreuze an den Seiten zu erkennen. An Kreuzungspunkten mit anderen Verkehrsteilnehmern sind weithin sichbar Stoppschilder und teilweise künstliche Hindernisse angebracht. Diese sind auch bitter nötig, denn vom Temperament her sind die Schneemobilisten ungefähr das Equivalent zu Motorradfahrern in unseren Breiten (und damit meine ich nicht die gemütliche Chopper-Fraktion). Mein Spaziergang endete vorerst an der Talstation der örtlichen Abfahrtpiste, dem Luossabacken. Hier musste ich mich erstmal mit einem Kaffee ein wenig aufwärmen, denn die -14 °C in Verbindung mit der schneefeuchten Luft hauten ganz schön rein, insbesondere an den Füßen.

Tag 21: Spaziergang in Kiruna Tag 21: Spaziergang in Kiruna Tag 21: Spaziergang in Kiruna Tag 21: Spaziergang in Kiruna Tag 21: Spaziergang in Kiruna

Gegen Mittag zog ich weiter, hinunter in die Stadt. Dabei stellte ich fest, dass mein Orientierungssinn mich total getäuscht hatte, denn ich befand mich nördlich des Zentrum und nicht südlich, wie gedacht. Das sollte mir in der Folge noch häufiger passieren, offenbar kam mein Gehirn mit dieser flächigen Stadt nicht zurecht. Im alten Stadtkern (der neue, nya stadskärna, ist schon mit einem dicken roten Punkt im Stadtplan verzeichnet; siehe Anmerkung zum geplanten Umzug im vorherigen Beitrag oder auch diesen Bericht im Deutschlandfunk) verewigte ich im dichten Schneetreiben ein paar markante Bauwerke, unter anderem das Rathaus, die ehemalige Feuerwache und die Kirche, welche nach dem Vorbild eines Sami-Zeltes errichtet wurde. Die Samen haben hier in der Region offiziellen Minderheitenstatus, ebenso wie die Finnlandschweden, was man daran bemerkt, dass Beschriftungen meist dreisprachig in Schwedisch, Finnisch und Samisch ausgeführt sind.

Tag 21: Impressionen aus dem Zentrum von Kiruna Tag 21: Impressionen aus dem Zentrum von Kiruna Tag 21: Impressionen aus dem Zentrum von Kiruna Tag 21: Impressionen aus dem Zentrum von Kiruna Tag 21: Impressionen aus dem Zentrum von Kiruna Tag 21: Impressionen aus dem Zentrum von Kiruna Tag 21: Impressionen aus dem Zentrum von Kiruna Tag 21: Impressionen aus dem Zentrum von Kiruna

Nach der Stadtbesichtigung eilte ich zurück zur Unterkunft und sammelte meine Schwimmsachen ein, denn heute stand mal wieder etwas körperlicher Ausgleich für mich auf dem Plan. Das Schwimmbad von Kiruna war nett und das Wasser sehr warm. Überhaupt fällt mir auf, dass die Skandinavier eine Vorliebe zum Überheizen haben, wohl als Kompensation für die niedrigen Temperaturen draußen. Außerdem war bei jedem Schwimmbad, das ich hier oben bisher besucht habe, direkt an den Duschraum eine Sauna angeschlossen, welche stets ausgiebig von den Badegästen genutzt wurde. Nur ich, als Unkundiger der Sauna-Kultur und -Regelkunde, habe mich bislang nicht getraut. Nach dem Schwimmbadbesuch zeigte sich der Himmel mal wieder in sattem Blau. Als Abwechslung zu dem bisherigen weißen Einerlei nachfolgend ein paar Aufnahmen.

Tag 21: Blauer Himmel nach dem SchwimmbadbesuchTag 21: Blauer Himmel nach dem Schwimmbadbesuch Tag 21: Blauer Himmel nach dem Schwimmbadbesuch

Die folgenden Post-Schwimmbad-Erschöpfungsphase nutzte ich, um noch eine Kleinigkeit zu essen und ein wenig Wintersport vom Tage nachzugucken (Yeah, Bronze für Neureuther, eat this Skandinavien!). Am späteren Abend schmiss ich mich wieder in meine dicken Sachen, denn meine Aurora-App sagte eine Polarlicht-Wahrscheinlichkeit von immerhin 30% voraus, außerdem hatten sich  dicken Schneewolken mittlerweile vollständig verzogen. Draußen musste ich erstmal aufpassen, nicht über die mit absolutem High-End-Equipment ausgestatteten Asiaten zu stolpern, die quasi hinter jedem Busch lauerten. Ein bisschen außerhalb fand ich aber ein ruhiges Plätzchen und tatsächlich gab es einiges am Himmel zu sehen! In der Folge eine kleine Auswahl an Aufnahmen unter verschiedenen Belichtungssitationen. Ich bin allerdings immer noch ein bisschen am Hadern mit der Bildqualität, insbesondere dem offensichtlichen Problem mit dem Bildrauschen.

Tag 21: Auf Polarlichtjagd Tag 21: Auf Polarlichtjagd Tag 21: Auf Polarlichtjagd Tag 21: Auf Polarlichtjagd Tag 21: Auf Polarlichtjagd Tag 21: Auf Polarlichtjagd Tag 21: Auf Polarlichtjagd Tag 21: Auf Polarlichtjagd

Durch das lange Herumstehen im Schnee wurde es langsam kalt. Und damit meine ich richtig kalt. Länger als ein Stündchen habe ich es nicht ausgehalten und zog dann gegen 23 Uhr wieder von Dannen. Ein kurzer Blick auf die Wetterapp erklärte, warum ich es heute abend als so schlimm empfand: Mittlerweile waren es -17 °C, damit habe ich den neuen Kälte-Tiefpunkt dieser Tour erreicht! Mit einem Abschlussfoto vom Nachhauseweg verabschiede ich mich für heute und schicke nochmal herzliche Grüße in die Heimat, wo es gerade etwa 25 Grad wärmer sein dürfte…

Tag 21: Auf Polarlichtjagd