Den zweiten Tag der Reise verbrachte ich rund um den Vänern, den größten See Schwedens und der Europäischen Union. Nach der Abfahrt am Morgen in Göteborg ging es zunächst nach Kil, von wo ich einen Abstecher auf der urigen Fryksdalsbanan nach Torsby unternahm. Wieder zurück auf der Hauptstrecke ging es über Karlstad nach Örebro, dem heutigen Tagesziel. Dort erkundete ich auf einem nächtlichen Spaziergang das sehenswerte Stadtzentrum.
Göteborg – Kil – Torsby – Karlstad – Örebro 572 km (total: 1.607 km)
Der Wecker klingelte heute morgen gegen halb sieben. Das Aufstehen und Packen im Dunkeln und zwischen wildfremden, schlafenden Menschen war zwar noch etwas ungewohnt, klappte aber ganz gut. Zum Frühstück habe ich mich in die öffentliche Küche begeben. Wie es sich für einen guten Deutschen gehört, habe ich mir natürlich mein Müsli von zuhause mitgebracht. Dazu gab es feinsten Instant-Kaffee mit Weißer – naja, immer noch besser als ohne Kaffee das Haus zu verlassen! Da ich ganz allein war, konnte ich entspannt meinen Laptop herausholen und noch ein wenig am Blogeintrag von gestern arbeiten.
Am Ufer des Vänern nach Kil
Gegen halb neun ging es dann mit der Tram zum Bahnhof. Dort habe ich zunächst noch ein wenig herumgenerdet (= Eisenbahnen fotografiert), ehe ich den Regionalzug in Richtung Karlstad bestieg. Wie in Schweden üblich, wurde der Zug vom regionalen Verkehrsverbund (hier: Västtrafik) betrieben, während sich die Staatsbahn SJ nur noch auf den Fernverkehr beschränkt. Die Fahrt im modernen Elektrotriebwagen verlief sehr angenehm und wurde mir mit schnellem WLAN und dem zweiten Kaffee des Tages aus dem Bordbistro versüßt.
Die Strecke nach Karlstad verläuft entlang des westlichen Ufers des Vänern und gibt immer mal wieder tolle Ausblicke auf den riesigen See frei. Über Nacht hatte es leichten Frost gegeben, so war die Landschaft am Morgen noch in ein sanftes Weiß gehüllt. Einziger Nachteil an dem Zug waren allerdings die dreckigen Scheiben, so dass leider kaum verwertbare Fotos entstanden sind.
Abstecher auf der Fryksdalsbanan
Am Bahnhof Kil (sprich: Schiel) bin ich dann ausgestiegen um die Stichstrecke nach Torsby zu befahren. Zunächst hatte ich allerdings noch einen 90-minütigen Aufenthalt totzuschlgen. Kil erwieß sich als veritables Kaff und die einzige Geschäftstraße war nach fünf Minuten fertig besichtigt. Da man den örtlichen Supermarkt nur ohne Rucksäcke und Taschen betreten durfte, hielt ich mich an mein Knäckebrot mit Käse. Derartig gestärkt ging es dann zum Bahnsteig, wo der Triebwagen nach Torsby bald einfuhr.
Die Strecke Kil–Torsby ist auch als Fryksdalsbanan bekannt und schlängelt sich entlang des schmalen Fryken-Sees. Somit gab es auch auf diesem Abschnitt wieder viel Wasser zu sehen. Daneben gab es Wald, einige sanfte Hügel und einsame kleine Gehöfte im typischen Falunrot – Schweden wie aus dem Bilderbuch!
Der einzige, der sich beharrlich weigerte mitzuspielen, war der Winter. Ab Mitte der Strecke allerdings zeigten sich erst schüchtern, dann immer aufdringlicher weiße Flecken in der Landschaft. An der Endstation in Torsby lag dann tatsächlich eine dünne Schneedecke. Die dahinschmelzenden Reste riesiger Schneehaufen zeugten allerdings davon, dass es mal viel mehr gewesen sein muss. Egal – das erste mal auf der Reise kam das erhoffte Wintergefühl auf!
Über Karlstad nach Örebro
Da in Torsby ungefähr genausoviel los ist wie in Kil, habe ich den direkten Zug zurück genommen. Diesmal bin ich aber bis zur Endstation in Karlstad durchgefahren. Mein Urspürunglicher Plan sah vor, die Nacht in Karlstad zu verbringen, was sich wegen unpassender Verbindungen am nächsten Tag aber wieder zerschlagen hat. Bei einem kurzen Gang durch die Innenstadt zeigte sich, dass das kein großer Verlust war: Diese bestand im Wesentlichen aus zwei seelenlosen Einkaufszentren, welche sich kurioserweise direkt gegenüber lagen.
Nach etwa einer Stunde Aufenthalt und einem schnellen Hot Dog aus dem Pressbyrån bin ich dann in den letzten Zug für heute gestiegen, eine weitere Regionalbahn, die mich zu meiner heutigen Endstation Örebro brachte. Dort bin ich direkt zum Hostel, was etwa 1,5 km vom Bahnhof entfernt lag. Es stellte sich heraus, dass man dort nur bar bezahlen konnte (Moment mal, sind wir nicht in Plastikland?!), ich allerdings nicht genug Kronen und Öre dabei hatte. Somit musste ich noch einmal zur Stadt zurück und den nächsten Geldautomaten plündern. Das Hostel ist recht rudimentär ausgestattet und es wandeln hier etwas sonderbare Gestalten herum, dafür aber habe ich ein Sechserzimmer für mich alleine bekommen.
Zum Abschluss ein Spaziergang durch Örebro
Nach einer wohltuenden Dusche habe ich mir eine verkraftbar günstige Pizza in einem nahegelegenen Imbiss gegönnt (70 SEK) und im Supermarkt noch schnell das Frühstück für morgen und zwei Feierabend-BierchenLättöle eingekauft. Anschließend bin ich mit Kamera und Stativ bewaffnet durch die Stadt geschlendert auf der Suche nach ein paar schönen Motiven. Dabei stellte sich heraus, dass Örebro einige wirklich schöne Ecken zu bieten hat und zu gegebener Zeit noch einmal bei Tageslicht erkundet werden sollte. Zum Abschluss noch eine kleine Auswahl an Fotos von meinem nächtlichen Spaziergang. Damit verabschiede ich mich für heute und sage God natt! aus Schweden und bis morgen, dann melde ich mich aus Falun.