Hallo und willkommen zu Tag Nummer zehn! Heute war Ruhetag und Sightseeing in Oslo angesagt. Nachdem der Start gestern abend ein wenig holprig ausfiel, war ich gespannt, was die Stadt nun bei Tageslicht für mich zu Bieten hatte. Am Ende fand ich mich wieder bei meiner Lieblingsbeschäftigung wieder, dem ausgedehnten Winterspaziergang.
Heutige Route:
(Oslo)
Gefahrene Kilometer:
keine (total: 5.120)
Nachdem ich gestern noch lange mit meinem russischen Mitbewohner Andrei gequatscht hatte, konnte ich mich erst nach einer halben Stunde Snoozen gegen 7:30 Uhr zum Aufstehen überwinden. Zum Glück hatten meine Zimmergenossen einen festen Schlaf, jedenfalls hatte mein ständiges Weckergeklingel keinerlei Auswirkung auf ihren Schnarchrhythmus. Etwas missmutig begab ich mich zum Frühstücksraum und auch hier wird mir das Haraldsheim nicht gerade durch übermäßigen Komfort in Erinnerungs bleiben. Mit dem Nötigsten versorgt stapfte ich dann die verschneite Anhöhe, auf der die Jugendherberge gelegen war, hinab und fuhr mit der Tram in Richtung Zentrum.
Am Hauptbahnhof angekommen war mir nach einer hektischen Fahrt etwas flau im Magen und so wollte ich erstmal ein bisschen frische Luft am Wasser schnappen. Also lief ich zum modernen Opernhaus, der ersten Sehenswürdigkeit des heutigen Tages. Ringsum befanden sich allerdings mehrere Großbaustellen, so dass es kaum möglich war, Fotos ohne Baukräne im Hintergrund zu schießen. Über die großen Schrägen an den Seiten gelangte ich auf das Dach der Oper, von wo man einen schönen Blick auf die Innenstadt und den Oslofjord hat. Hier war es durch die exponierte Lage allerdings ziemlich frisch, überhaupt sollten die Temperaturen sich heute den ganzen Tag über nur zwischen -9 und -6 °C bewegen. Damit hatte ich selbst für Osloer Verhältnisse einen recht kalten Tag erwischt.
Anschließend ging ich zurück zum (warmen) Bahnhof und inspizierte ihn näher. Ich war von seiner Größe und seinen – für skandinavische Verhältnisse – doch recht regem Zugverkehr überrascht. In den historischen Bahnhofshallen hatten sich allerhand Restaurants, Bars und andere gastronomische Betriebe niedergelassen, während das „Tagesgeschäft“ mit Fahrkartenverkauf und Wartebereich in den modernen Anbauten abgewickelt wird.
Nachdem ich mich mit Postkarten und Briefmarken eingedeckt hatte, verließ ich den Bahnhof wieder und steuerte auf die Karl Johans gate zu, Oslos wichtigste Pracht- und Einkaufsmeile. Ein Spaziergang entlang dieser Straße führt zielgerichtet an einigen Hauptsehenwürdigkeiten vorbei, namentlich dem Osloer Dom, dem norwegische Parlament (der so genannte Storting), dem Nationaltheater, der Universität, sowie, ganz am Ende, dem königlichen Schloss. Nachdem all diese Bauten auf den Chip gebrannt waren, wandte ich mich wieder dem Wasser zu und kam am imposanten Rathaus vorbei, ein wahrlich mächtiger Klinkerbau.
Vom Rathaus war es dann nicht mehr weit zur Festung Akershus, welche in sehr repräsentativer Lage auf einer Halbinsel in den Oslofjord ragt. Heute dient die Anlage unter anderem als Militärmuseum. Aufällig waren die „depressiven“ Mädchenfiguren, die an verschiedenen Ecken zu finden waren. Diese waren sinnbildlich für meine Oslo-Stimmung, denn ich hatte mich noch immer nicht so recht mit der Stadt anfreunden können. Vielleicht war ich nach über einer Woche, die ich vornehmlich in der Natur und in kleineren Orten verbrachte, gar nicht mehr an das Stadtleben gewohnt. Außerdem hingen mir die Erfahrungen im Hostel noch nach. Ich hatte in der Folge erstmal keine rechte Lust mehr auf Sightseeing und verkroch mich in einem Café und anschließend einer Filiale einer norwegischen Restaurant-Kette Egon, wo ich ein halbwegs preiswertes Pizzabuffet vorfand.
Irgendwann raffte ich mich aber doch nochmal auf und fuhr mit der Metro hoch zum Holmenkollen. Auf Oslos magischem Berg und Mekka des nordischen Skisports fand ich sehr winterliche Verhältnisse vor, was meine Laune etwas verbesserte. Ich besichtigte dann die nächste berühmte Skisprungschanze meiner Reise und spazierte durch mein nunmehr seit drei Tagen bekanntes Lieblingsterrain – den tief verschneiten Winterwald! Auch hier gab es wieder reichlich beleuchtete Langlauf-Loipen, die von vielen Osloern zum Feierabendsport genutzt wurden.
Als nach einer Runde durch den Tiefschnee wieder am Skistadium ankam, war es mittlerweile dunkel geworden. Das nutzte ich für ein paar Nachtfotos, zum Glück hatte ich auf Verdacht mein Stativ eingepackt. Fotografieren bei -9 Grad sowie eisigem Wind erwies sich allerdings als Herausforderung für meine Finger, sowie die Mechaniken und den Akku meiner Kamera. An der Schanze entdeckte ich, dass tatäshlich zwei Verrückte den Aufsprunghügel als Abfahrtspiste benutzten und sich hinterher mit dem Auto wieder nach oben bringen ließen. Ich weiß zwar nicht, ob das ganz legal war, aber offenbar ein großer Spaß.
Gegen 18 Uhr strich ich die Segel, schließlich hatte ich noch über eine Stunde mit dem öffentlichen Nahverkehr vor mir, um zurück zum Haraldsheim am anderen Ende der Stadt zu gelangen. Unterwegs kaufte ich noch ein paar Zutaten für einen Salat ein, den ich mir dann in der leicht versifften Gästeküche zubereitete. Dort ließ ich dann auch den Abend ausklingen und freute mich schon ein bisschen, morgen wieder in Richtung Schweden weiterzureisen. Aber vorher wartete noch ein letztes Ereignis in Oslo auf mich, aber dazu mehr im nächsten Tagesbericht. Bis dahin sage ich zum vorerst letzten mal: Tschüss und gute Nacht aus Norwegen!