Tag 22: Ice, Ice Baby!

Hallo und herzlich willkommen zum zweiten Tag in Kiruna! Im Mittelpunkt steht heute ein Ausflug in den kleinen Dort Jukkasjärvi, der durch das jeden Winter aufs Neue errichtete Eishotel überregionale Bekanntheit erlangt hat. Viel mehr als diese Touristenattraktion haben mich aber die kleiner Kirche und das Sami-Camp in diesem Ort begeistert. Außerdem konnte ich bei einem Gang auf dem zugefrorenen Fluss Torne älv zum ersten mal die Weite Lapplands spüren. Mehr davon im folgenden Bericht – viel Spaß beim Lesen!

Heutige Route:
Kiruna – (Bus) – Jukkasjärvi – (Bus) – Kiruna

Gefahrene Kilometer:
38 (total: 9.444)

Als ich heute morgen um kurz vor sieben Uhr erwachte, strahlte mich beim Blick aus dem Fenster mal wieder ein wunderschöner Sonnenaufgang an. Sowieso: Der Himmel hier oben ist – sofern nicht gerade von dicken Schneewolken bedeckt – zu jeder Tageszeit aufs Neue faszinierend! Nach meinem Standard-Frühstück aus Müsli und Instant-Kaffee auf dem Zimmer packte ich mich in meine dicksten Wintersachen und zog bei knapp zweistelligen Minusgraden los in Richtung Zentrum.

Tag 22: Guten Morgen Kiruna

Kurz vor neun fand ich mich am Busbahnhof ein. Heute hatte ich nämlich einen kleinen Ausflug in Umland vor und zwar in das alte Samidorf Jukkasjärvi. Dieses ist vor allem bekannt durch das Eishotel, direkt am Ufer des Flusses Torne älv gelegen, der im Winter für ständigen Nachschub an Baumaterial sorgt. Nach etwa halbstündiger Fahrt kamen wir am Ziel an. Interessant: Unterwegs stieg mitten im Wald eine Horde Studenten aus und pilgerte geschlossen zu dem etwas abseits  gelegenen Schwedischen Institut für Weltraumphysik (Institutet för rymdfysik, IRF). Wie mir vorher auch völlig unbekannt war ist Kiruna nämlich ein bedeutendes Zentrum der Raumfahrt und beherbergt unter anderem auch den europäischen Rakentenstartplatz Esrange.

Der Bus hielt direkt vor der Rezeption des Eishotels. Draußen warteten eisige Temperaturen von knapp -18 Grad, damit war es hier nochmal ein gutes Stück kälter als in der Stadt! Ich stellte fest, dass es neben dem tatsächlich aus Schnee und Eis erbauten Teil des Eishotels noch einen (viel größeren) Bereich aus ganz normalen (und gut geheizten) Holzhütten gibt. Am Anfang der Reiseplanung hatte ich mit dem Gedanken gespielt, eine Nacht im „kalten Teil“ des Hotels zu verbringen, diesen in Anbetracht der Preise ab 300 EUR aber schnell wieder verworfen. Sowieso war das Ganze hier sehr von Kommerz geprägt, so wurde zum Beispiel selbst für das Betreten des Souvenir-Shops Eintritt verlangt! Ich beschränkte mich also auf die Außensicht und war nach einem kurzen Gang durch die Anlagen und ein paar Fotos gar nicht traurig, diesen doch sehr touristischen Ort wieder zu verlassen.

Tag 22: Mit dem Bus nach Jukkasjärvi Tag 22: Mit dem Bus nach Jukkasjärvi Tag 22: Mit dem Bus nach Jukkasjärvi Tag 22: Mit dem Bus nach Jukkasjärvi Tag 22: Mit dem Bus nach Jukkasjärvi
Tag 22: Impressionen vom Eishotel Tag 22: Impressionen vom Eishotel
Tag 22: Impressionen vom EishotelTag 22: Impressionen vom Eishotel Tag 22: Impressionen vom Eishotel Tag 22: Impressionen vom Eishotel Tag 22: Impressionen vom Eishotel

Anschließend spazierte ich in den eigentlichen Ortskern von Jukkasjärvi. Da der nächste Bus nach Kiruna erst in etwa drei Stunden fuhr, hatte ich noch einiges an Zeit totzuschlagen. Angesichts der wirklich sehr großen Kälte war mir ein wenig mulmig bei dem Gedanken. Der Ortskern bestand im Wesentlichen aus einer Handvoll Holzhäusern, einem Miniatur-Supermarkt, einer Kirche und einem Sami-Camp mit Museum. Außerdem war da noch der Fluss – natürlich von einer dicken Eisschicht überzogen – welcher neben allen erdenklichen Wintersportarten auch zum Eisbaden verwendet wurde (*bibber*).

Tag 22: Spaziergang durch Jukkasjärvi Tag 22: Spaziergang durch Jukkasjärvi Tag 22: Spaziergang durch Jukkasjärvi Tag 22: Spaziergang durch Jukkasjärvi Tag 22: Spaziergang durch Jukkasjärvi

Langsam wurde mir richtig, richtig kalt und mein Körper fing schon an zu zittern. Zum Glück konnte ich Unterschlupf in der Kirche finden, deren Türen – wie es sich für eine gute Kirche gehört – offen standen. Hier wurde zwar nicht übermäßig geheizt, aber immerhin hatte es gefühlt einige Plusgrade, so dass meine Füße und der restliche Körper langsam wieder zu Leben erwachten. Bei der Gelegenheit schaute ich mich ausgiebig in der Kirche um, die sehr hübsch und liebevoll gepflegt war.

Tag 22: Kirche von Jukkasjärvi Tag 22: Kirche von JukkasjärviTag 22: Kirche von Jukkasjärvi

Als ich wieder einigermaßen im Normalzustand, fasste ich neuen Mut und wagte mich wieder nach draußen. Ich wandte mich dem Sami-Camp zu, direkt neben der Kirche gelegen. Dort empfing mich draußen schon das erste Lagerfeuer, an dem sich meine Füße kurz erfreuten. Ich ging dann zur Freiluft-Austellung hinüber, musste aber erkennen, dass diese nur gegen Eintritt zu betreten war. Also kehrte ich um und in das große Sami-Zelt, in welchem die Kasse untergebracht war, ein. Dort erwartete mich ein urgemütliches Café mit offenem Feuer in der Mitte. An diesem ließ ich mich erstmal mit einem Kaffee nieder und genoß die Wärme, die den ganzen Körper durchströmte. Mittlerweile waren auch andere Gäste eingetroffen, welche zum Teil auf Zwischenstopp von einer Hundeschlittensafari waren. Diese bestellten sich Mittagsessen, welches vor ihren Augen auf dem Feuer zubereitet wurde. Das konnte ich nich lange mit ansehen und bestellte mir schließlich auch einen Rentier-Burger. Dies war mein erster Kontakt mit Rentierfleisch und der Burger durchaus schmackhaft, allerdings waren die Unterschiede zu normalen Rindfleisch eher gering.

Tag 22: In der Sami-Kote Tag 22: In der Sami-Kote Tag 22: In der Sami-Kote Tag 22: In der Sami-Kote Tag 22: In der Sami-Kote Tag 22: In der Sami-Kote

Nach dem Essen hatte ich keine Lust nochmal Geld für das Museum auszugeben und verließ das Sami-Camp wieder. Mich zog es zum Fluss, wo ich meiner neuen Leidenschaft für zugefrorene Gewässer frönen konnte. Die restliche Zeit bis zur Abfahrt des Busses verbrachte ich mit einem ausgedehnten Spaziergang auf dem Eis. Laut dem Schild unten hätte ich bis nach Finnland durchlaufen können, das stand allerdings erst morgen auf dem Plan (dann natürlich mit Bus und Bahn). Komisch – lag es daran, dass ich etwas gegessen hatte oder dass es mittlerweile ein, zwei Grad wärmer geworden war? – jedenfalls machte mir die Kälte plötzlich nichts mehr aus und ich stapfte vernügt und frohen Mutes durch den Schnee. Auf dem See Fluss gewann ich einen wunderbaren Eindruck von der Weite, der Stille und der Einsamkeit Lapplands, welche ich für ein ausgedehntes Selbstgespräch nutzte (ja, hier oben wird man scheinbar ganz von alleine ein wenig seltsam).

Tag 22: Auf dem Eis des Torne älv
Tag 22: Auf dem Eis des Torne älv Tag 22: Auf dem Eis des Torne älv Tag 22: Auf dem Eis des Torne älv Tag 22: Auf dem Eis des Torne älv Tag 22: Auf dem Eis des Torne älv Tag 22: Auf dem Eis des Torne älv

Zurück in Kiruna herrschten wieder mal tolle Lichtverhältnisse und ich brannte noch ein paar klassische Motive auf den Chip, unter anderem einen der ellenlangen Erzzüge. Anschließend machte ich einen kleinen Abstecher zum alten Bahnhof, der ja – wie bereits gestern bemerkt – mittlerweile durch eine provisorische Station, etwa eineinhalb Kilometer stadtauswärts, ersetzt wurde.

Tag 22: Zurück in Kiruna Tag 22: Zurück in Kiruna Tag 22: Zurück in KirunaTag 22: Zurück in Kiruna Tag 22: Zurück in Kiruna

Das letzte Gebäude, das ebenfalls geschlossene Bahnhofshotel, stand übrigens Pate für die Modellversion des Bahnhof Kiruna im Miniaturwunderland in Hamburg, welches ich bei meinem Besuch im letzten Sommer ablichten konnte:

Bahnhof Kiruna im Miniaturwunderland

Damit machte ich den Sack Kiruna für heute zu und ging zurück in meine Unterkunft. Dort verbrachte ich den Rest des Nachmittags und den Abend mit Essen, Bloggen und Packen. Da die verausgesagte Wahrscheinlichkeit für Polarlichter an diesem Abend gegen Null ging, verzichtete ich darauf, nochmal vor die Tür zu gehen und ging stattdessen einigermaßen zeitig ins Bett. Das war auch bitter nötig, denn morgen sollte es schon sehr früh in Richtung Finnland weitergehen. Davon aber mehr im nächsten Bericht. Bis dahin sage ich ein letztes mal: Tschüss und bis bald aus Schweden!

Tag 22: Zurück in Kiruna Tag 22: Zurück in Kiruna